Ernest Kardinal Simoni erhält den erstmals verliehenen Thomas Morus-Preis

Von Ingo Langner

Wie ehrt man einen Mann, der standhaft und unbeeindruckt von heftigsten Widerständen aller Art seinen Herrn und Gott auch dann nicht verrät, wenn ihm seine Feinde deswegen 28 Jahre lang Zwangsarbeiten in Lagern, Bergwerken und Kloaken aufbürden? Wenn er ein katholischer Priester ist, dann kann dieser Mann in Purpur gekleidet und von seinem Papst zum Kardinal der römisch-katholischen Kirche kreiert werden. Genau dies ist Ernest Simoni widerfahren.

Altabt Gregor bei der Laudatio
Altabt Gregor bei der Laudatio

Nachdem der gebürtige Albaner Simoni am Heiligen Abend 1963 gleich nach der von ihm gefeierten Christmette von Schergen des kommunistischen Machthabers Enver Hoxha verhaftet, zweimal zum Tode verurteilt und zweimal von diesem KP-Chef wohl nur deshalb begnadigt wurde, um ihn zum Skelett abmagern zu lassen und qualvoll zu Tode zu schinden, ist er erst nach dem Sturz der albanischen „Diktatur des Proletariats“ im Jahr 1990 wieder ein vollkommen freier Mann. Papst Franziskus nahm Don Ernest am 19. November 2016 in das Kardinalskollegium auf. Womit also ließe sich dieser am 18. Oktober 1928 in Troshan geborene und am 7. April 1956 zum Priester geweihte Mann darüber hinaus noch ehren?

Genau diese Frage haben sich die Ritter vom historischen weltlichen Alten Orden vom St. Georg gestellt. Den man auch den Orden der Vier Römischen Reiche nennt, der auf eine Stiftung der Kaiser Heinrich VII. und Karl IV. im 14. und Kaiser Sigismund im 15. Jahrhundert zurückgeht, und dessen Schirmherr bis zu seinem Tode 2011 vierzig Jahre lang Erzherzog Otto von Habsburg-Lothringen war.

Weil die Ordensritter, die heute vor allem Akademiker in führenden gesellschaftlichen Positionen sind, nach dem Vorbild des Hl. Georg gehalten sind, in privaten und öffentlichen Bereichen gegen die „acht Elende“ zu kämpfen (womit Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit, Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit und Unglaube gemeint sind) und der Hl. Thomas Morus als Patron der Juristen, der christlichen Politiker und Regenten auch ihr Schutzpatron ist, beschlossen sie, Ernest Kardinal Simoni zum ersten Preisträger des von ihnen vor etwa zwei Jahren etablierten Thomas Morus Preises zu machen. Diese mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ist dem Kardinal am 21. Juni im Rahmen eines Festaktes im Kaisersaal des Stifts Heiligenkreuz verliehen worden.

Ernest Kardinal Simoni und Nuntius Peter Zurbriggen
Ernest Kardinal Simoni und Nuntius Peter Zurbriggen

Wer das Zisterzienser Kloster im schönen Wienerwald kennt, weiß, daß man in Österreich kaum einen schönen Ort dafür finden konnte. Der Preis selbst wurde dem Kardinal im Anschluß an die Pontifikalvesper mit dem Apostolischen Nuntius Dr. Peter Stephan Zurbriggen von Gundakar Prinz von und zu Liechtenstein überreicht. Doch zuvor war es die Aufgabe von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck, die mehr als 200 Gäste mit der Vita des Preisträgers zu konfrontieren.

Er tat das, indem er – sich immer wieder auf die von Mimmo Muolo verfaßte (und in der Tagespost vom 14. Juni rezensierte) Biographie beziehend – nicht nur die Herzen seiner Zuhörer mit der Lebens- und Leidensgeschichte des Kardinals rührte, sondern ihn darüber hinaus als einen Mann zu preisen, der auch unter allerschwersten Qualen immer ein wahrer und würdiger Priester der heiligen katholischen Kirche geblieben und selbst noch in einem Bergwerksstollen tief unter der Erdoberfläche ein echter Seelsorger gewesen ist, der auch seine Feinde geliebt hat. „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“, sagt Jesus (nach Matthäus 10.38). Genau das hat der Priester Ernest Simoni getan. Die mit dem Kardinalspurpur verbundene Pflicht, Christus bis zum Blutvergießen zu bezeugen, hat er bei seiner Kreierung bereits vollbracht.

Jeder Preisträger des Thomas Morus Preises soll in dem Sinne ein Vorbild des Heiligen sein, der nicht der Macht, sondern dem höchsten Ideal der Gerechtigkeit gedient hat. Eben darum ist Ernest Kardinal Simoni ganz ohne Zweifel ein Mann, der diesen Preis in jeder Hinsicht voll und ganz verdient hat. „Wir müssen mehr lieben, mehr beten und den Armen helfen“, war seine Botschaft für die Festgäste in Heiligenkreuz. Die Ritter des Alten Ordens vom St. Georg haben also eine vorzügliche Wahl getroffen.

Mit freundlicher Genehmigung der überregionalen katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost“.

Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der Tagespost