Ordensgeschichte

Die Geschichte des Alten Ordens vom St. Georg lässt sich durch viele Jahrhunderte zurückverfolgen.

Während man früher annahm, dass „Der Alte Ritterorden vom St. Georg“, auch „Orden der vier römischen Kaiser“ genannt, im Jahre 1352 durch Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg gestiftet wurde‚ so fährt Procházka, welcher heute wohl als erste Autorität in Ordensfragen angesehen werden muss, die Ursprünge des Ordens auf das Jahr 1308 zurück. Damals wurde von Kaiser Heinrich VII. aus dem Hause Luxemburg der „Orden des Alten Adels“ gestiftet, welcher somit als der erste Vorgänger des heutigen Ordens angesehen werden kann.

Offenbar eine Erneuerung und Wiederbelebung der Idee dieses Ordens stellt der etwa um 1396 von Kaiser Sigismund aus dem Geschlecht der Luxemburger gegründete „Drachen-Orden“ dar.

Wenn man das heutige Insignum des Alten Ordens vom St Georg betrachtet, so befindet sich der Anfangsbuchstabe H (der oben erwähnte Heinrich VII.) auf dem oberen Kreuzarm, S (Sigismund) am linken Kreuzarm, während rechts C für Karl IV. (den man als den ursprünglichem Gründer des Ordens seinerzeit betrachtete) und unten W für Wenzel I. steht. Diese Buchstaben symbolisieren also die vier römischen Kaiser aus dem Hause Luxemburg, daher auch „Orden der vier römischen Kaiser“. Wir folgen hier natürlich dem Sprachgebrauch der damaligen Zeit. Richtig müsste es heißen: Die vier Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ aus dem Hause Luxemburg.

Eine ausführliche Schilderung der geistlichen und weltlichen Ritterorden zu Beginn des 14. Jahrhunderts würde den Rahmen dieser kurzen Abhandlung sicherlich sprengen. Doch sei nur kurz darauf hingewiesen, dass geistliche und weltliche Ritterorden eine für die damalige Zeit bedeutende politische, wirtschaftliche und auch militärische Macht darstellten.

Für die geistlichen Ritterorden war das Hauptziel der Kampf gegen die Ungläubigen, die Unterstützung des neugegründeten Staates im Heiligen Land, die Verbreitung der Macht und des Ansehens der Kirche und eine Reihe weiterer Aufgaben. Die geistlichen Ritterorden gewannen nicht nur Ruhm und militärische Macht, sondern auch materiellen Reichtum und somit wirtschaftliche und politische Bedeutung. Sie beschränkten sich in ihrem Wirkungsbereich nicht nur auf die eroberten Gebiete im Osten, sondern hatten auch in anderen Teilen Europas ihre Tochtergründungen.

Darum bedeutete auch der Untergang des Königreiches Jerusalem nicht das Ende der geistlichen Ritterorden, denn diese setzten in Europa ihre Tätigkeit fort.

Die Macht und der Ruhm dieser Orden regten dann auch die weltlichen Herrscher dazu an, nach ihrem Vorbild eigene ähnliche Organisationen weltlichen Charakters zu stiften. Vor allem handelte es sich um Organisationen, die unter unmittelbarer Führung des Herrschers die höchsten Adeligen und angesehensten Ritter in ihren Reihen vereinten. Der Herrscher schuf so eine Organisation von Männern, die sich nach den Regeln des ritterlichen, tugendsamen Lebens richteten.

Sie hatten vor allem für den Stifter und das Oberhaupt des Ordens gewisse Aufgaben zu erfüllen, die auf die Festigung der feudalen Macht des Herrschers abzielten. Die Aufnahme in einen solchen Orden war eine Auszeichnung und eine Belohnung, band aber zugleich auch den Ritter an die Person des Ordensstifters und die politischen Ziele des Ordensmeisters (Großmeisters).

Eine der ältesten historisch belegten weltlichen Ritterorden ist der englische Hosenband-Orden, der im Jahre 1348 von dem englischen König Eduard III. gestiftet und dem hl. Georg, dem Schutzherrn der Ritterschaft, geweiht wurde. Er wurde im Laufe der Zeit zum bekanntesten Ritterorden der Welt und hat sich bis auf den heutigen Tag seine Exklusivität erhalten.

Das Beispiel Englands bewog auch andere Herrscher dazu, Ritterorden zu gründen. In diesen Ritterorden vereinigten sich die Magnaten und die besten Ritter des Landes zu einer Gesellschaft bzw. Organisation, die fest umrissen war und sich nach besonderen Ordensregeln (Statuten) richtete.

Der englische Hosenband-Orden wählte als Symbol und als Wappenzeichen den hl. Georg, den Drachentöter, jenes klassische Symbol des Schutzheiligen der gesamten Ritterschaft (Georg zu Pferde tötet einen Drachen, der unter den Hufen seines Pferdes liegt).

Dasselbe Symbol taucht nun wieder bei dem oben beschriebenen, von Kaiser Sigismund aus dem Geschlechte der Luxemburger gestifteten, „Drachen-Orden“ auf.

Meika schreibt hierüber: „Der dritte historisch belegte weltliche Ritterorden ist der DRACHEN-ORDEN oder auch der ORDEN DES UMGEKEHRTEN DRACHENS, vom ungarischen König und späteren deutschen Kaiser Sigismund aus dem Geschlecht der Luxemburger gestiftet. Es fällt heute schwer, das genaue Datum zu bestimmen, an dem dieser mittelalterliche Orden gestiftet wurde. Wahrscheinlich gründete Sigismund diesen Ritterorden nach dem Jahre 1396, d.h. nach der Niederlage bei Nikopol und vor dem Jahre 1408, als die Ordensstatuten herausgegeben wurden. Die Zahl der Ritter war auf 24 beschränkt, doch wurden auch bedeutsame ausländische Persönlichkeiten in den Orden aufgenommen. Das Ordenszeichen bestand aus einem goldenen, mit Blut bespritzten Drachen, der sich in den Schwanz beißt, dem Symbol der Ewigkeit, von einem roten Flammenkreuz überhöht, auf dessen senkrechtem Balken der Wahlspruch ‚O QUAM CLEMENS ET MISERICORS EST DEUS‘ und auf dem waagrechten Balken die Devise ‚O QUAM PlUS ET IUSTUS prangte. Das Ordenszeichen wurde an der Kette getragen. Die grünen burgundischen Doppelkreuze in der Kette wurden auch auf die Rittermäntel gestickt.“

Der DRACHEN-ORDEN verlor nach dem Tode Sigismunds im Jahre 1437 viel an Bedeutung, doch wurde noch sechzig Jahre später (1497) der letzte Träger des Drachen-Ordens namentlich erwähnt.

Als neuer Markstein in der Geschichte des Alten Ordens vom St. Georg erscheint das Jahr 1768.

In diesem Jahr wird als Neubelebung des „ORDENS DES ALTEN ADELS“ und des „DRACHEN-ORDENS“ (siehe oben) der „RITTERORDEN VOM ALTEN ADEL ODER DER VIER RÖMISCHEN KAISER“ von Prinz Philipp Ferdinand zu Holstein-Limburg, regierender Graf zu Styrum gestiftet. Das Statut des Ordens hat eine Reihe von wichtigen und mächtigen Persönlichkeiten als Verfasser (Mitglieder der damaligen Konföderation von Bar), Ordensgroßmeister wird Prinz Philipp Ferdinand zu Holstein-Limburg. Zutritt zum Orden haben nur Adelige, der Orden steht jedoch allen christlichen Konfessionen offen, es können auch Damen aufgenommen werden.

Meika schreibt hierüber: „Der Orden wurde zu Ehren der deutschen Kaiser aus dem Geschlechte der Luxemburger, und zwar Heinrich VII., Karl IV., Wenzel I. und Sigismund, gestiftet. Das Ordenskleinod ist ein weißemailliertes, achtzackiges Kreuz mit goldenen Flammen in den Winkeln. In der Mitte des Kreuzes befindet sich ein blaues Schild mit der Inschrift ‚ILLUSTR. ET NOB.‘, von einem Herzogshut oder einer Grafenkrone überhöht. Auf dem Revers prangt die Inschrift ‚QUATUOR IMP.‘, auf der Fläche der weißen Kreuzarme die Buchstaben H, C, W, S, die Anfangsbuchstaben der vier Kaiser. Der Orden wurde an verschiedenen Bändern getragen. So trugen die Ordensritter deutscher Nationalität ihn an einem zitronengelben Band, die Franzosen an einem hellblauen, die Spanier an einem lichtroten, die Italiener an einem ponceauroten, die Engländer an einem dunkelblauen und die Slawen an einem grünen Band.

Später veränderte man das Ordenszeichen so, dass auf dem Mittelschild die Gestalt eines Engels mit einem Kind zu sehen war. Die vier Buchstaben wurden auf die Vorderfläche der Kreuzarme verteilt, das Ordenszeichen wurde von einer Krone überhöht, das Band war blau oder rot mit gelben Randstreifen. Zu dem Orden gehörte ein Stern mit der Devise ‚ILLUSTRIBUS ET NOBILITATI‘ in der Mitte auf blauem Grund.“

Die erste Reorganisation des Ordens im Jahre 1789 (durch das derzeit verschollene „Goldene Buch“ des Ordens) ließ von den ursprünglich fünf Zungen des Ordens – der deutschen, französischen, italienischen, austrasischen und slavonischen (hier war offenbar zu weiträumig geplant worden) – nur die deutsche und die französische bestehen.

Der ersteren gehörten vor allem deutsche, flämische und wallonische Hocharistokraten an, die letztere, deren Mitglieder fast ausschließlich Angehörige des französischen Hochadels waren, darunter auch Erzherzogin Marie Antoinette von Österreich, Königin von Frankreich, kam in der Folge durch die Ereignisse der französischen Revolution fast zum Erliegen. Die Ritter der nach dem Ableben des ersten Großmeisters durch einen Ordensrat regierten Deutschen Zunge führten in den Jahren 1838 und 1839 zu Antwerpen über Initiative des Vizekanzlers Vicomte de Kerckhove eine neuerliche Reorganisation durch, die dem Orden betont konservative Ziele setzte und den ihm bereits seit 1770 affiliierten, nicht dem Adel vorbehaltenen VERDIENSTORDEN DES LÖWEN VON LIMBURG, AUCH ORDEN VON ST. PHILIPP genannt, beibehielt.

Um 1840 waren laut Biedenfeld ‚Tafel XLIX, die Insignien des Ordens des „ALTEN ADELS DER 4 KAISER“ und des „ORDENS VOM LÖWEN ZU LIMBURG“ sehr ähnlich, beide zeigten die Initialen der vier römischen Kaiser aus dem Hause Luxemburg auf den vier Kreuzarmen; der Hauptunterschied lag in der Farbe der Bänder: Der Vier-Kaiser-Orden hatte schon damals (wie auch heute noch) ein hellblaues, gelb-bordiertes Band während der „Löwe zu Limburg“ am rotten Bande mit blauen Randstreifen getragen wurde. Beide hatten Großkreuz, Commandeure 1. Cl., Commandeure H. Cl und Ritter.

Der Orden mit dem Sitz in Brüssel zerfiel in eine deutsche und eine französische Zunge. Soweit derzeit nach der Dezimierung des Archivmaterials des Ordens nur vermutet werden kann, kamen die beiden Zungen infolge des politischen Zeitgeschehens nach und nach außer Kontakt. Jedenfalls sind die Forschungen der letzten Jahre nach dem Schicksal und dem Weiterbestand der französischen Zunge, die nach der erwähnten Reorganisation – gleich der ursprünglichen französischen Zunge – in den Kreisen des hohen, jetzt aber auch des mittleren französischen Adels – blühte, ohne Erfolg geblieben.

Da sich nach der Jahrhundertwende die Notwendigkeit ergab, zur Intensivierung des Ordenslebens die Statuten dem Zeitgeist anzupassen, gab am 7. Februar 1926 zu Hannover ein statutengemäß gebildeter Reorganisationsrat dem Orden ein neues Statut in demokratischem Geiste, wobei vor allem der Adel als Aufnahmeerfordernis wegfiel und der Orden, der wieder St. Georg zum Patron erhielt, den Namen „ALTER ST.GEORGRITTERORDEN, AUCH ORDEN DER VIER RÖMISCHEN KAISER GENANNT“, erhielt und in die Balleyen Österreich-Ungarn, Wendischer Kreis (Wendland), Niedersächsischer Kreis (Niedersachsen), Rheinland- Westfalen und Süddeutschland gegliedert wurde.

Vom Zeitpunkt der letztgenannten Reorganisation bis zum Jahre 1938 hatte der Orden, der sich auf beachtliche materielle Spenden aus dem Kreise seiner Mitglieder stützen konnte, die Möglichkeit einer propagandistischen Tätigkeit im Sinne der von ihm vertretenen politischen Ideale, und zwar im Rahmen zweier Publikationsreihen: des „Nachrichtenblattes des Alten Ritterordens vom St. Georg“ und der „Schriftenreihe, herausgegeben vom Alten St. Georgs-Ritterorden“. Diese Schriften brachten Beiträge zum politischen Zeitgeschehen aus der Feder hervorragender Mitglieder, welche auch außerhalb des Ordens viel beachtet wurden.

In diesen Aufsätzen spiegelt sich das damalige Selbstverständnis des Ordens zunächst als anti-preußisches Gedankengut (die führenden Mitglieder des Ordens, dessen Sitz damals Hannover war, waren „welfisch gesinnte“ Adelige), später in steigender Heftigkeit als anti-nationalsozialistische Tendenzen wider. Der Orden bekannte sich zu der Erkenntnis, dass die Eintracht der mitteleuropäischen Nationen – eine wichtige Voraussetzung der Eintracht des christlichen Abendlandes überhaupt—jahrhundertelang durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, mit Österreich als Herzstück, garantiert, aber durch die unheilvollen politischen Ereignisse der Jahre 1806, 1866 und 1919 zerstört worden sei. Und die österreichischen und reichsdeutschen Autoren wiesen immer wieder auf jene jahrhundertelange einigende Funktion Österreichs und des Hauses Habsburg hin und ließen die Hoffnung durchblicken, dass vielleicht hier der Kristallisationspunkt für eine rückläufige Entwicklung des politischen Geschehens bestehe.

Die Nationalsozialisten reagierten ab ungefähr 1930 mit so scharfen Anfeindungen, dass der Schwerpunkt des Ordens sich immer mehr nach Österreich verschieben musste und ab etwa 1933 die politischen Verhältnisse eine Weiterführung der Ordensgeschäfte in Deutschland praktisch unmöglich machten. Von diesem Zeitpunkt an, zu dem die völlige Unterdrückung des Ordens in Deutschland im Falle einer nationalsozialistischen Machtübernahme und die der Balley Österreich- Ungarn dann zufallende Rolle der Treuhänderin des Ordens sich abzuzeichnen begann, wurde der Orden von Österreich aus geführt und schließlich 1935 unter dem damaligen Gouverneur, Sr. Erlaucht Bernhard Graf zu Stolberg-Stolberg, sein Sitz nach Österreich verlegt.

Der Orden wurde damals von Salzburg aus geführt; das Ordenssekretariat befand sich in Salzburg, Brunnhausgasse 1. Der Orden verfügte über eine große Bibliothek, Ordenskanzler war lange Jahre hindurch der hochverdiente Oberst d.R. Robert Ritter von Pohl, welcher auch als Verantwortlicher für das „Nachrichtenblatt des Alten Ritterordens vom St. Georg“ zeichnete. Der Orden versammelte eine große Zahl von illustren und wichtigen Persönlichkeiten des damaligen Österreich. 1937 wurde aufgenommen: Dr. jur. Andre de Kerckhove, Schloss Méhagne bei Lüttich, der Urenkel jenes Vicomte de Kerckhove, durch den (in Vakanz des Großmeisters) im Jahre 1839 zu Brüssel die letzte Reorganisation des Ordens bewirkt wurde. In Deutschland wurden etwa um 1935 die Balleyen Wendischer Kreis, Niedersächsischer Kreis, Rheinland-Westfalen und Süddeutschland von den Machthabern des „Dritten Reiches“ aufgelöst; von seinem neuen Sitz in Salzburg aus setzte der Orden seine Tätigkeit fort, bis er 1938 unter dem neuen Gouverneur, Sr. Durchlaucht Johannes Prinz von und zu Liechtenstein, der Aufhebung verfiel.

Die 1945 begonnene Reorganisation des Ordens fand im Jahre 1951 einen vorläufigen Abschluss mit der Gründung des nach der österreichischen Vereinsgesetzgebung konstituierten Traditionsvereines „ST. GEORGS- KLUB“, als dessen Präsidenten der letzte Ordensgouverneur und nach dessen Ableben Dr. Karl Graf von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg fungierten. Am 26. August 1960 nahm das österreichische Bundesministerium für Inneres mit Bescheid Zl. 88.149-4/60 eine Statutenänderung dieses Klubs zur Kenntnis, durch welche die Institution den nunmehrigen Namen „ALTER ORDEN VOM ST. GEORG“ erhielt. Zu ihrem Gouverneur wurde der Präsident des Traditionsvereines (Trauttmansdorff-Weinsberg) gewählt.

Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die als Kapitelmitglieder und später als Kanzler wertvolle Arbeit für den Orden ab 1960 geleistet haben, zählen die Namen: Carl Freiherr von Villani-Pilonico, Dipl.-Ing. Dr. Josef Ullmann (Ritter von Ulmhoff) und Dipl.-Ing. Dr. Hans Knoll. Die Gouverneure seit der Reorganisation 1926 sind in der Seite Ordensgouverneure angeführt.

Seit 1989 zählt der Orden weit über 100 Mitglieder. Ein Großteil von ihnen lebt in Wien und in den Bundesländern, doch sind auch wertvolle Persönlichkeiten in Südtirol, in der Schweiz und in Deutschland beheimatet.

Wenn man die Geschichte des Alten Ordens vom St. Georg überblickt, so scheinen die Ziele des Ordens heute genauso modern wie vor Jahrhunderten: Die Vereinigung von bedeutenden Persönlichkeiten, welche die Bewahrung und Erneuerung des abendländisch-christlichen Gedankens und Kulturgutes zum Ziele haben.

Kurt Stümpfl
Johannes Krejci
(Literaturhinweise auf Anfrage in der Ordenskanzlei)